Klimaschutzinstrumente sind keine Luxusmaßnahmen

Vor einem Monat haben wir hier im Haus über Entlastungsvorschläge diskutiert. Wir ha-
ben deutlich gesagt, dass wir ein Paket verabschieden, sobald wir wissen, welche Lücken
im Bund zu füllen sind. Und siehe da, zwei Tage nach Veröffentlichung des Bundesent-
lastungspaketes sind wir mit Initiativen gekommen. Das zeigt, dass wir hier in Schleswig-
Holstein handlungsfähig und schnell sind, ohne dabei voreilig zu sein. Und das ist in die-
ser Zeit wirklich wichtig.

Diese Krise hat zwei große Aspekte: Die sozialen Härten, die viele Menschen jetzt immer
mehr spüren, und die Energieabhängigkeit, die uns erst in diese Lage gebracht hat.

Unser Entlastungspaket nimmt beide Krisen in den Fokus – und das ist genau richtig so.
Wir können nicht immer wieder kurzfristig handeln und dabei die langfristigen Maßnah-
men aus dem Blick nehmen. Wir müssen jetzt Krisenprävention betreiben und nicht im-
mer nur reagieren. Sonst haben wir beim Klimaschutz keine Chance.

Diese langfristigen Klimaschutzmaßnahmen schaffen wir nur gemeinsam mit dem Hand-
werk, da sind wir uns einig. Wir müssen, die Menschen, die die Wärmewende umsetzen,
wertschätzen und ihre Expertise einbinden.

Wir haben deshalb auch mit Handwerker*innen gesprochen. Es wurden Absprachen zur
Umsetzung und Priorisierung von Aufträgen getroffen, das steht auch im Pakt. Doch be-
stehende Aufträge angesichts der Schwierigkeiten von Materialbeschaffung und langer
Lieferzeiten können nicht immer einfach gekippt und geändert werden. Zumindest nicht,
wenn das Ziel die schnellere Umsetzung von Energiespar- und Wärmewendemaßnah-
men ist.


Auch ein reiner Fokus auf den Austausch von Fenstern oder hydraulische Abgleiche ist
eben nicht sinnvoll, denn das sind nicht immer die geeignetsten Einsparmaßnahmen für
ein Gebäude. Hier braucht es eine individuelle Betrachtung und Beratung, die in der Re-
gel das Handwerk am besten liefern kann.

Das Ziel, Menschen mit geringen Einkommen gezielt bei der Wärmewende zu unterstüt-
zen, teilen wir. Doch eine effektive Maßnahme, das zu tun, sie haben es selbst in der
Debatte zur Regierungserklärung genannt, ist die Dekarbonisierung von Fernwärmenet-
zen. So können viele Haushalte, gerade mit mehrheitlich Mietwohngebäuden, gemein-
sam dekarbonisiert werden. Genau das tun wir, wie im Koalitionsvertrag beschlossen, mit
unserem kommunalen Wärmewendefonds und gemeinsam mit den Kommunen.

Die immer wieder aufkommende Kritik zu Förderungen von privaten Klimaschutzmaß-
nahmen wiederum ist mir nicht nachvollziehbar. Sie sagen, nur Menschen, die sich die
Maßnahmen leisten können, profitieren davon. Doch genau dafür wollen wir eine dop-
pelte Prüfung, damit Menschen eine Finanzierungssicherheit gewährleistet wird, wenn
sie die Investition nicht selbst gewährleisten können.

Gleichzeitig ist es aber doch wichtig, anzuerkennen, dass Wärmepumpen, dass Batterie-
speicher, und dass Solaranlagen wichtige Klimaschutzinstrumente sind und eben keine
Luxusmaßnahmen. Wer hier immer wieder von Gutverdiener*innenprogrammen spricht
und Klimaschutzförderprogramme als überflüssigen Luxus darstellt, hat vielleicht noch
nicht verstanden, wie wichtig Klimaschutz für die soziale Gerechtigkeit ist.

Hydraulische Abgleiche können sinnvoll sein, sind aber eben kein Schritt in Richtung
Wärmewende. Bei dieser sind wir auf die Investitionen von Eigentümer*innen im privaten
Bereich angewiesen.

Kurz noch zum Mittelstandssicherungsfonds: Ein solcher Fonds wurde während Corona
genutzt, um gezielte Lücken der Bundeswirtschaftshilfen zu schließen. Für die Bereiche
Gastronomie und Hotelgewerbe gab es 300 Millionen Euro.

Nun soll der Fonds für alle kleinen und mittelständischen Unternehmen geöffnet werden,
und zwar bevor wir wissen, wie die Entlastung für kleine und mittelständische Unterneh-
men im Bund aussehen wird. Den Entlastungen aus dem Bund soll also wieder vorweg-
gegriffen werden, und zwar so unzielgerichtet und unkonditioniert, dass 500 Millionen
Euro wahrscheinlich nicht mal ausreichen würden.

Aber im Bund ändert sich ja auch gerade einiges, seit wenigen Tagen fordert jetzt auch
Christian Lindner einen Gaspreisdeckel. Das ist auch die deutlich gerechtere Maßnahme
als eine pauschale Senkung aller Steuern auf fossile Energieträger, ganz nach dem
Motto: Wer am meisten verbraucht, bekommt auch am meisten – ohne Anreiz zum Spa-
ren.

Deshalb gilt auch bei den Wirtschaftshilfen: Wir warten die Debatte um geeignete Hilfen
und einen eventuellen Gaspreisdeckel ab und füllen dann landesseitige Lücken.

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